Eiskögele Nordwand Welzenbach
Toureninfo
Standort / Karte
Tourenbeschreibung
Die Nordwand des Eiskögele gehört zu den vergessenen großen Nordwänden der Ostalpen. Formvollendet und 550 Meter hoch erhebt sie sich über dem düsteren Ödenwinkelkeess. Die markanteste Linie bildet die Welzenbachführe von 1926(!), die die steile Headwall über ein großes Couloir durchsteigt. Die Herausforderungen liegen neben den Kletterschwierigkeiten vor allem in der Logistik, die mit der komplexen Topografie des Berges einhergehen. Trotz der verhältnismäßig geringen Kletterschwierigkeiten handelt es sich dadurch um eine der wildesten Ostalpentouren, die den ganzen Alpinisten fordert.
Die Mitnahme von Skiern erleichtert den Zu- und Abstieg sehr und verkürzt insbes. die Abstiegszeit über die Obere Ödenwinkelscharte auf 3 Stunden.
Die Route folgt dem offensichtlichsten Couloir bis in die Wandmitte und zieht anschließend durch die markante Gipfelschlucht zum Grat, knapp unterhalb des Gipfels. Die erste klettertechnische Schwierigkeit liegt in einer Steilstufe oberhalb des Bergschrundes (im verfirnten Zustand 90° steil). Nach dem ersten Wanddrittel versperrt eine weitere 80-85° steile Stufe das Couloir, ohne Firn ggf. brüchig. Anschließend klettert man eine leichte Rechtsschleife und gelangt über flacheres (ohne Firn vermutlich plattiges!) Gelände in die große Gipfelschlucht, der man dann folgt. Auf den letzten 70 Metern steilt das Couloir auf und wird extrem brüchig. Den Grataufschwung zum Gipfel umgeht man in einer weiten Rechtsschleife.
Willo Welzenbach und K. Wien, 1926(!).
Komplette Gletscherausrüstung, Halbseile, Eisgeräte. Friends und Keile nur bedingt einsetzbar, ein ausgedehntes Hakensortiment (v.a. Messerhaken und ein paar Fichtlhaken) sollte unbedingt dabei sein. Bei viel Firn (12/16) konnten einige Stände nur dank einem 60 cm Firnschwert bezogen werden. Wegen der Abgelegenheit Ski- und/oder Biwakausrüstung mitnehmen.
80° bis 90° und M4
Steiles Firneis und leichter bis mittelschwerer Bruch sollten sicher beherrscht werden, da nicht immer eine zuverlässige Sicherung möglich ist.
Entweder mit Skiern über Piste/Wanderweg zur Rudolfshütte (Seilbahn im Winter zur Hütte täglich von 09.00 - 16.00 Uhr in Betrieb und von der Rudolfshütte hat man einen guten Einblick in die Wand) und dann hinab in den Ödenwinkel oder mit weniger Gegenanstieg direkt über den Stausee Tauernmoos direkt dorthin. Anschließend über die Gletscherzunge bis der Gletscher aufsteilt (Biwakblock) und steil in einer weiten Linksschleife zum Wandfuß. Je nach Schneelage sehr zeitaufwändig. Achtung: Das ehem. Alpinzentrum Rudolfshütte ist jetzt ein klassisches Hotel, es gibt KEINEN Winterraum und keine Nächtigungsmöglichkeit ohne langfristige vorhergehende Reservierung - man wird vom Gelände verscheucht. Aber auf der Zunge des Ödenwinkelkees liegt ein großer Biwakblock (Materialdepot möglich). Zustiegszeit: Enzingerboden - Rudolsfhütte/Ödwinkelkees: 2 Std.; Ödwinkelkees - Einstieg: 2,5 Std.
2850 m
Vom Gipfel steil und lawinengefährdet (kammnaher 40-45° Nordhang, nicht umgehbar) in die Untere Ödenwinkelscharte. Von dort zwei Möglichkeiten: - Über die Abseilpiste, die an dem markanten Felszahn beginnt 300 Meter auf das Ödenwinkelkees abseilen (Achtung, bei Schnee sind die Stände evtl. nicht zu finden). - Zu Fuß um den Johannisberg herum zur Oberen Ödenwinkelscharte (weit, beheizbarer Winterraum der Oberwalder Hütte mit kleinem Abstecher erreichbar) und über die Riffl-Südflanke zurück zum Ödenwinklkees (steil, lawinengefährdet) Beide Varianten treffen sich am Biwakblock, von dort über das Ödenwinkelkees und den Tauernmoosstausee zurück zum Enzingerboden. Anmerkungen: Am Gipfel des Eiskögele steht man in einer Mausefalle: Ist der Abstiegsweg lawinengefährdet, bleibt fast nur der Rückweg durch die Wand, in der sich aber nur bedingt Abseilstände bauen lassen. Der Abstieg über den Kastengrat ist weiter, genauso brüchig und wartet mit ähnlichen Kletterschwierigkeiten auf. Der Weiterweg über Schneewinklkopf & Co bis zur Stüdlhütte ist weit und größtenteils lawinensicher, aber beide Abstiege von der Stüdlhütte werden von großen Lawinenhängen bedroht. Das selbe gilt auch für den Abstieg von der Oberwalder Hütte nach Heiligenblut, solange die Großglockner Hochalpenstraße geschlossen ist (Oktober bis Mai).
ÖK 153 Großglockner, ÖK 152 Matrei, AV-Karte Granatspitzgruppe (mit Schirouten)
Die Tour sollte trotz der geringen Kletterschwierigkeiten keinesfalls unterschätzt werden. Die Logistik sollte blind beherrscht werden und alle Abstiegsoptionen minutiös durchgeplant werden. Die Orientierung auf den Pasterzenböden ist bei schlechter Sicht extrem schwer, auch die Lawinenlage für die drei neuralgischen Punkte (Wandfuß, Gipfelhang, Rifflflanke) muss beachtet und beobachtet werden. Die Tour ist durch die zeitaufwendigen Zu- und Abstiege nur mit Biwakausrüstung oder Ski sinnvoll machbar, was weitere Strategien erfordert. Dafür wird man mit einer gewaltigen Kulisse und stark wechselnden landschaftlichen Eindrücken belohnt. Die Infos entstammen einer Begehung 12/2016 bei überdurchschnittlich viel Styroporfirn. Im trockenen Zustand ändert sich der Wandcharakter vermutlich(!) hin zu etwas höheren Kletterschwierigkeiten.
01.12.2016
Silvan Metz
Ausgangspunkt / Anfahrt
Auf der B 168 von Mittersill oder Zell am See kommend bis Uttendorf. Abzweigung nach Süden ins Stubachtal und weiter bis zum Ende der Fahrmöglichkeit am Enzingerboden.
Uttendorf - 803 m
Enzingerboden - 1480 m
Kommentare