Verpeilspitze Nordgrat

Hochtour
Mittel
(3)

Toureninfo

Für die Ötztaler Alpen ungewöhnlich guter Fels!
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Berghöhe Verpeilspitze
3423 m
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Höhenmeter Aufstieg gesammt1600 Hm
Gehzeit 8:30 Std. 7:00 Std.   1:30 Std.
Ausrichtung Nord
Ausrichtung Nord
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TalortFeichten
Kondition:
Kraft:
Erfahrung:
Landschaft:
Beste Jahreszeit:
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Standort / Karte

Tourenbeschreibung

Regionen:
Gebirge:
Berg:
Verpeilspitze  (3423 m)
Charakter:

Der Nordgrat der Verpeilspitze ist einer der längsten Urgesteinsgrate Tirols und steht ganz im Gegensatz zu den sonst eher leichten Touren der Ötztaler Alpen. Von Begehern wird obligatorisch der obere IV. Grad abverlangt, dafür gibt es überwiegend sehr guten Fels - zumindest bei allen Kletterstellen über dem II. Grad. Etwa 130 Bohrhaken degradieren den Grat von einer fordernden, westalpenähnlichen Tour zu einem gemütlichen Exengemetzel. Das ist schade, aber immerhin ist die Tour so auch mit leichtem Gurt und wenig Erfahrung genießbar.

Achtung: Trotz der Bohrhaken an den schwierigen Stellen ist der Nordgrat ein langes, eher alpines Unternehmen - wer den 2 bis 3. Grad nicht zügig am laufenden bzw. kurzen Seil (oder seilfrei) klettert, ist dort oben komplett fehl am Platz!

Genaue Routenbeschreibung:

Von Feichten in 2 Std. zur Verpeilhütte. 

Zum Verpeiljoch dem markierten und beschilderten Weg von der Verpeilhütte (Kaunertal) folgen. Immer dem Pfad entlang und später mit Stufen und Stahlseilen ins Joch, ca 2h.

Alternativ kann auch von der Kaunergrathütte auf einem ebenfalls markierten Weg mit relativ viel auf und ab zugestiegen werden, ca 3h (siehe Alpenvereinskarte Kaunergrat). Der längere Zustieg entschädigt durch grandiose Landschaft und Kurzweiligkeit.

Vom Verpeiljoch zunächst über einige Türme und Zacken nach Süden. Dabei immer an der Gratkante bleiben, einige kleine Abkürzer auf der Ostseite sind offensichtlich. Nach einer tiefen Scharte steilt der Grat auf, man folgt nun konsequenter der Gratkante. Die vielen Bohrhaken weisen den Weg. Achtung, teilweise stecken die Haken hier nur in großen herumliegenden Blöcken! Je höher man kommt, desto öfter wird der III. Grad erreicht. Schließlich leiten die Bohrhaken beeindruckend zahlreich über zwei steile Türme mit netten Kletterstellen im unteren IV. Grad. Eine Umgehung auf der Ostseite ist zwar brüchig, sollte aber trotzdem ungefährlich möglich sein. Nach den Türmen öffnet sich an einer Abflachung der Blick zum Gipfel, bis hier ca 2h vom Verpeiljoch.

Der Grat steilt nun wieder auf. Ein Band leitet auf die Ostseite, bis auf einer kompakten Platte eine Bohrhakenleiter unmissverständlich nach oben führt. Dabei ist zwischen den Haken ganz kurz der V. Grad obligatorisch zu klettern, aber Stürzen wäre ungefährlich. Die Haken leiten zurück zur Gratkante (IV), der man durch einen steilen Riss (IV+) folgt. Die Kletterschwierigkeiten lassen bald nach, es folgt ein kurzer Abstieg auf einen Schotterrücken, auf dem man, einen einsamen Turm umgehend, zum zweiten schweren Teil geht. Nach Osten ist hier bei ausreichender Schneelage (früh in der Saison) ein Notabstieg theoretisch möglich, der Nutzen aber fraglich.

Eine Verschneidung mit Bohrhaken und recht glatten Fels führt zur Gratkante. Diese wird nun erfreulich schmal und luftig. Über einen ausgesetzten Turm führt ein schmaler Balanceakt. Daraufhin folgt man den Bohrhaken ziemlich tief unter der Gratkante in die Westflanke. Eine steile Verschneidung mit - ja genau: Bohrhaken - leitet zurück zum Grat (V-). An der Gratkante wird nun im stetigen Auf und Ab regelmäßig der III. Grat erreicht. Steinmännchen führen schließlich über ein Band in der Westseite auf den nächsten Schotterrücken.

Dem Schotterrücken folgt man bis zum Beginn des Gipfelaufschwungs. Zahlreiche Bohrhaken weisen den Weg über einige Aufschwünge (IV+). Die Hakenleiter sucht scheinbar zwanghaft die schwersten Stellen, die der Gipfelaufschwung zu bieten hat (V). Oft findet sich rechts in unmittelbarer Nähe der Haken aber leichtes und nicht zu brüchiges Gelände (II-III), das mit 1-2 mittleren Friends leicht abgesichert werden kann. Über leichtes Gelände in wenigen Augenblicken zum Gipfelkreuz.

Abstieg:

Vom Gipfel Steigspuren nach Südsüdost folgen. Über einige Stufen nach rechts hinab, danach nach links in eine Scharte queren. Über einen Schotterrücken weiter nach Südosten hinab, bis Steigspuren nach rechts in die Flanke führen. Über Bänder und Stufen hinab in den flachen Schotterkessel. Nun auf den flachen Schotterhügel (Plangeroskopf) zuhalten und jenseitig hinab auf den Wanderweg vom Madaschjoch zur Kaunergrathütte. Der Abstieg ist ausgezeichnet mit Steinmännchen markiert. 1:30 Stunden zur Hütte. 

Möchte man gleich zurück ins Kaunertal folgt man dem Weg über das Madatschjoch zurück zur Verpeilhütte (3h ab Wanderweg) und auf dem Hüttenabsteig zurück nach Feichten (1 Stunde).

Erstbegeher / Erstbesteiger:

Saniert von Florian Schranz - www.berg-sein.at

Seillänge: 

1 x 50 m

Ausrüstung:

8(!) Exen

ggf Friends rot und grün

Für starke Seilschaften, die eine empfehlenswerte Begehung am laufenden Seil planen, reichen 20-25 m Seil und 1-2 Rücklaufsperren. Um Meter zu machen, lohnen sich aber zusätzlich zu den 8(!) Exen mindestens 5(!) 120er-Schlingen mit Schnappern. 

Ergänzung zur Schwierigkeit:

Der obere IV. Grad sollte obligatorisch beherrscht werden. Ist man sich unsicher lohnen sich wahrscheinlich Kletterschuhe für die Platte am Beginn des ersten schweren Teils. Ansonsten muss die Tour aber in Berg- oder Zustiegsschuhen geklettert werden. 

Stützpunkt:
Kartenmaterial:

Alpenvereinskarte 30/3 Kaunergrat

Bemerkungen:

Sehr schöne Tour, wobei man über den exzessiven Einsatz von Bohrhaken gespaltener Meinung sein kann und darf. Zwar wird diese schöne Route definitiv aus der unverdienten Versenkung geholt und einem breiteren Publikum zugänglich gemacht. Zum anderen verliert der Verpeilspitz Nordgrat damit komplett seine Zähne. Aus einer Tour mit - naja, fast - westalpinen Charakter wird eine Klettergartenroute. Der gelegentlich zu findende Vergleich mit dem Schäligrat hinkt also ganz gewaltig. An der Verpeilspitze ist der Umgang mit mobilen Sicherungsmitteln weder gefordert noch wird dazu animiert, ebenso muss man kaum einen Gedanken an die Wegfindung verschwenden: Der richtige Weg ist stets metallisch glänzend markiert. 

Ohne Bohrhaken hätte die Tour locker eine solide "D"-Bewertung verdient, aufgrund der oben beschriebenen Erleichterungen habe ich mich aber auf AD+ beschränkt.

Dennoch kann ich die Tour nur wärmstens empfehlen. Entweder als Einsteig in schwerere und lange Gratkletterei oder aber mit der Erwartungshaltung für eine genussreiche statt fordernder Gratkletterei in wunderschöner Umgebung. 

Unbedingt auf der Kaunergrathütte die Verhältnisse erfragen: Liegt kein Schnee mehr, reichen Zustiegsschuhe für die gesamte Tour!

Achtung: Der Nordgrat sollte nicht unterschätzt werden, wenn man viel sichert, eine lange, extrem lange Tour! Die örtliche Bergrettung holt leider jährlich X sich überschätzenden Bergsteiger vom Grat. 

Infostand: 

08.09.2020

Autor: 

Silvan Metz

Autor (Referenz): 

Ausgangspunkt / Anfahrt

Anreise / Zufahrt:

Von Landeck richtung Reschenpass fahren, dann ins Kaunertal abbiegen und nach Feichten fahren.

Talort / Höhe:

Feichten  - 1250 m

Ausgangspunkt / Höhe:

Feichten  - 1250 m

Bilder (3)


									Kurz nach dem Verpeiljoch, 
										Foto: Silvan Metz

Kurz nach dem Verpeiljoch, Foto: Silvan Metz


									Einer von vielen Zwischenhaken neben guten Camplacements: Auf dieser Tour muss man nicht mit mobilen Sicherungsmitteln umgehen können., 
										Foto: Silvan Metz

Einer von vielen Zwischenhaken neben guten Camplacements: Auf dieser Tour muss man nicht mit mobilen Sicherungsmitteln umgehen können., Foto: Silvan Metz


									Für die Ötztaler Alpen ungewöhnlich guter Fels!, 
										Foto: Silvan Metz

Für die Ötztaler Alpen ungewöhnlich guter Fels!, Foto: Silvan Metz

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