Wer in den Bergen unterwegs ist, spürt die Sonne intensiver als im Tal. Die Luft ist klarer, die Atmosphäre dünner, und der Schnee wirkt wie ein riesiger Spiegel. Diese Kombination erhöht die UV-Belastung für die Augen erheblich. Während eine Sonnenbrille im Alltag vor Blendung schützt, ist sie am Berg ein entscheidendes Sicherheits- und Gesundheitselement. Doch warum ist das so und was sollten angehende Bergsteigerinnen und Bergsteiger beim Kauf einer Sonnenbrille beachten?
Warum ist Sonnenschutz am Berg so wichtig?
Mit jedem Höhenmeter nimmt die Intensität der ultravioletten Strahlung zu: Etwa 10 Prozent pro 1.000 Höhenmeter. Gleichzeitig reflektiert Schnee bis zu 90 Prozent der einfallenden UV-Strahlung. Dadurch wird die Strahlung von oben und unten wirksam, was die Belastung für Horn- und Netzhaut stark erhöht.
Die Folgen können akut und schmerzhaft sein: Die sogenannte Schneeblindheit (Photokeratitis) entsteht durch eine Entzündung der Hornhaut, verursacht durch übermäßige UV-Belastung. Langfristig kann häufige ungeschützte Exposition zu grauem Star oder Netzhautschäden führen. Selbst bei bewölktem Himmel ist Schutz notwendig, denn UV-Strahlen durchdringen Wolken nahezu ungehindert.
Die richtige Lichtschutzkategorie
Die Schutzwirkung einer Sonnenbrille wird in Lichtschutzkategorien (Filterkategorien 0–4) angegeben. Sie beschreibt, wie viel sichtbares Licht das Glas durchlässt.
| Kategorie | Lichtdurchlässigkeit | Einsatzbereich | Bemerkung |
| 0 | 80–100 % | Alltag, Stadt, bewölkt | Kaum Schutzwirkung |
| 1 | 43–80 % | Schwaches Sonnenlicht | Nicht für Bergtouren |
| 2 | 18–43 % | Mittelstarke Sonne, Voralpen | Grundschutz |
| 3 | 8–18 % | Intensive Sonne, Hochgebirge | Standard für Bergsteigen |
| 4 | 3–8 % | Extreme Sonne, Gletscher | Für Gletscher und Expeditionen – nicht für Autofahrten zugelassen |
Brillen der Kategorie 3 oder 4 sind für alpine Touren ideal. Wichtig ist, dass die Gläser das komplette UV-Spektrum bis 400 nm (UV400) blockieren. Gute Optiker wie eyes and more bieten hierzu eine passende Beratung, so dass potenzielle Bergsteigerinnen und Bergsteiger eine informierte Entscheidung treffen können.
Gletscherbrillen und Co.: Welche Modelle sind geeignet?
Normale Sonnenbrillen reichen im Hochgebirge nicht aus. Eine Gletscherbrille ist speziell konstruiert, um seitlich einfallendes Licht zu blockieren. Dazu besitzt sie Seitenschilde aus Leder, Kunststoff oder Gummi, oft ergänzt durch einen Nasenschutz.
Die Gläser sind stark getönt und häufig verspiegelt, um die Blendung zu reduzieren. Sie bestehen meist aus Polycarbonat oder mineralischem Glas, das besonders kratzfest und bruchsicher ist.
Für Expeditionen oder Sturmverhältnisse bieten sich Skibrillen mit rundum abgeschlossenem Sichtfeld an. Sie schützen zusätzlich vor Wind, Kälte und Eiskristallen.
Optische Sonnenbrillen für Brillenträger:innen
Viele Bergsteiger:innen benötigen Sehstärke. Hier gilt besondere Vorsicht: Brillen mit Inlays (eingesetzte optische Gläser hinter getönten Scheiben) beschlagen bei körperlicher Anstrengung sehr leicht und sind daher ungeeignet.
Besser sind Sportbrillen mit Direktverglasung, bei denen die optische Korrektur direkt in die Sonnengläser integriert ist. Alternativ kann eine Kombination aus Kontaktlinsen und hochwertiger Sonnenbrille gewählt werden, denn sie bietet klare Sicht ohne Beschlagrisiko.
Wichtige Zusatzfunktionen
Eine gute Bergsonnenbrille ist nicht nur dunkel getönt. Folgende Merkmale sind entscheidend:
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Antifog-Beschichtung und Belüftungssysteme verhindern das Beschlagen bei Temperaturwechseln.
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Polarisationsfilter reduzieren Reflexionen und verbessern die Sicht auf Schnee und Eis.
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Eine UV400-Kennzeichnung garantiert vollen Schutz vor UVA-, UVB- und UVC-Strahlen.
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Verstellbare Nasenpads und rutschfeste Bügel sichern einen festen Sitz auch bei Schweiß und Bewegung.
Solche Details entscheiden in anspruchsvollen Situationen über Komfort und Sicherheit.
Pflege, Aufbewahrung und Lebensdauer
Sonnenbrillen für den Bergsport sind ständigen Temperatur- und Druckschwankungen ausgesetzt. Regelmäßige Pflege verlängert ihre Lebensdauer:
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Reinigung nur mit Mikrofasertuch und klarem Wasser.
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Keine aggressiven Reinigungsmittel oder Papierhandtücher verwenden.
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Transport in Hartetui, besonders bei Kälte oder Stößen im Rucksack.
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UV-Filter verlieren mit der Zeit an Wirksamkeit – ein Austausch nach 3–5 Jahren ist sinnvoll.
Fazit: Schutz, Komfort und klare Sicht als Voraussetzung für sicheres Bergsteigen
Eine gute Sonnenbrille ist im Gebirge kein Modeaccessoire, sondern Sicherheitsausrüstung. Sie schützt vor Blendung, Kälte, UV-Strahlung und mechanischer Belastung.
Entscheidend sind Lichtschutzkategorie, Passform und Seitenschutz – weniger die Marke oder Farbe. Wer regelmäßig in großer Höhe oder auf Gletschern unterwegs ist, sollte in hochwertige Gläser und stabile Rahmen investieren. Nur so bleiben Augen und Sicht auch auf langen Touren zuverlässig geschützt.

Sonnenschutz ist beim Besteigen von Gipfeln sehr wichtig, da sich die Intensität der Sonnenstrahlung mit zunehmender Höhe deutlich verstärkt. Bildquelle: @ Luke Helgeson / Unsplash.com


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