Ballon des AirMarkers in der Luft Ballon des AirMarkers in der Luft
24 Dezember 2024

Praxistest AirMarker mit Bergrettung

Wir haben auf der Hohen Wand geprüft, ob der blinkende Rettungsballon unter realistischen Bedingungen tatsächlich hilft, im Notfall (schneller) gefunden zu werden.

Was ist der AirMarker?

Der R.One von AirMarker ist ein neuartiger, im Dunkeln drei Tage blinkender Rettungsballon, der im Notfall die Position einer in Not geratenen Person markiert und so den Rettungsprozess deutlich beschleunigen kann (wir berichteten).

Das Team von Bergsteigen.com hat einen R.One von AirMarker in Zusammenarbeit mit der Ortsstelle Hohe Wand der Bergrettung NÖ/W einem Praxistest unterzogen. Wir wollten herausfinden, ob der AirMarker unter realistischen Bedingungen tatsächlich hilft, im Notfall (schneller) gefunden zu werden.

Bevor es ans Testen ging, haben wir uns das Gerät im Detail angesehen. Es verfügt über ein stabiles anthrazitfarbenes ABS-Kunststoffgehäuse mit Karabiner. Die Bedienelemente sind in knalligem Orange gehalten und stechen somit gleich ins Auge. Für die Mitnahme im Rucksack ist es vorgesehen, die Schutzfolie nicht zu entfernen, um versehentliche Auslösungen zu verhindern. Im Gehäuse befindet sich der Ballon, die aufgerollte 45 m lange Leine und die Auslöseeinheit mit drei Heliumkartuschen. Auf die Waage bringt der AirMarker R.One knapp 900 g (nachgewogen 899 g).

Praxistest mit Bergrettung Hohe Wand

Für den Praxistest haben wir die Hohe Wand in den Gutensteiner Alpen gewählt. Nach einer Einsatzbesprechung mit den Damen und Herren von der Bergrettung stiegen wir – ohne unsere geplante Route bekanntzugeben – über einen Klettersteig auf die Hohe Wand auf. Die Übungsannahme sah vor, dass die Gruppe den Klettersteig in einen steilen Graben im lichten Wald verlässt und dort eine Blockierung erleidet, dabei weder den Namen des Klettersteigs nennen noch die exakte Position bekanntgeben kann.

Nachdem die Bergrettung mittels Mobiltelefons verständigt wurde, wurde der R.One aus dem Rucksack geholt. Da das Entfernen der Schutzfolie mit Handschuhen schwierig ist, sollten diese ausgezogen werden. Probeweise haben wir den R.One mit einer Hand bedient, was sich als nicht ganz einfach, aber machbar erweist, wenn man den R.One zwischen die Beine klemmen kann.

Die aufgedruckte Kurzanleitung ist sehr sinnvoll, denn kaum jemand wir die Anleitung im Rucksack mitführen bzw. Jahre nach dem Kauf noch den genauen Ablauf der Aktivierungsschritte wissen. Die Anleitung sieht drei nummerierte Bedienschritte vor. In der Panik kann übersehen werden, dass es vor dem Schritt 1 noch einen Schritt 0 gibt. Dieser beinhaltet das Öffnen der Schutzkappe, was über den orangefarbenen Aufkleber über der Kurzanleitung signalisiert wird. Wird dieser Schritt übersehen, öffnet sich der Ballon zwar auch, allerdings wird er möglicherweise nicht prall genug mit Helium gefüllt, um zuverlässig zu steigen.

Nachdem die Schutzkappe geöffnet und die Auslöseeinheit bis zum Anschlag aktiviert wurde, füllte sich der Ballon in wenigen Augenblicken. Dann wurde er vom Luftschlauch gezogen, sodass er steigen konnte. Bis zu den Baumkronen stieg der Ballon flott und gerade nach oben. Oberhalb der Baumkronen wurde er vom Wind (lt. Geosphere Austria ca. 5 bis 10 km/h im Mittel, Spitzen 30 bis 35 km/h) erfasst und in die Bäume gedrückt. Dadurch verfing sich der AirMarker in den Ästen und konnte nicht mehr weiter steigen.

Da wir die Bergrettung bereits vor dem Start des R.One angerufen hatten und diese von der Einsatzzentrale Sicht zur Hohen Wand hatten, sahen die Bergretter den Signalballon. Der Ballon war auch noch in den Bäumen teilweise von Tal aus sichtbar, sodass uns die Bergrettung trotz der Schwierigkeiten schlussendlich gefunden hat.

Testergebnis

Der Test des R.One von AirMarkers fiel in diesem Fall nicht eindeutig aus. Oberhalb der Baumgrenze ist er sicherlich dazu geeignet, eine verunfallte Person zu markieren, sodass diese schneller gefunden werden kann. Auch beim Sturz in eine Gletscherspalte kann der R.One möglicherweise sehr hilfreich sein. Sobald jedoch Wald in Kombination mit Wind ins Spiel kommt, ist die Funktionalität des R.One beeinträchtigt. Danke des extrem robusten Materials konnte der Ballon über kraftvolles Aufrollen der Leine um das Gehäuse beschädigungsfrei aus den Bäumen befreit werden. Da es wichtig ist, die einzelnen Schritte in der Praxis und Ernstfall korrekt und sauber durchzuführen, muss man sich bereits im Vorfeld mit dem Rettungsgerät auseinandersetzen und vertraut machen.

Feedback der Bergrettung

Im Zuge einer Nachbesprechung des Übungsszenarios mit der Bergrettung bekamen wir folgendes Feedback von den Rettungskräften der Bergrettungsstelle Hohe Wand:

  • Die Qualität der Verarbeitung hinsichtlich Robustheit des Ballons sowie die Reißfestigkeit der Schnur waren sehr gut.
  • Die Umgebung bei leichtem Wind und Wolken und ein Übergang von der Felskante zum Plateau mit Mischwald hat gezeigt, dass die Funktionalität des R.One im bewaldeten Gebiet – auch schon bei leichtem Wind – beeinträchtigt wird.
  • Die Sichtbarkeit war zeitweise gut, aber sollte sich der Ballon in den Bäumen verheddert, kann er seine maximale Höhe nicht erreichen.
  • Die Funktionalität hinsichtlich der Sichtbarkeit von oben sowie im freien Gelände ist gegeben.
  • Das Einholen des Ballons in dieser Umgebung gestaltete sich als eher aufwändig.

Meinungen anderer (Rettungs)Organisationen

Während für die im Höhenbereich zwischen 500 m und 1000 m agierende Bergrettung Hohe Wand die Funktionalität des R.One in ihrem Einsatzgebiet nur bedingt gegeben ist, sehen im Hochgebirge arbeitende (Rettungs)Organisationen sinnvolle Einsatzmöglichkeiten.

„Die Suche aus der Luft nach Menschen in Not ist sehr anspruchsvoll, weil Personen im Gelände unter Umständen äusserst schwierig zu erkennen sind. Ein AirMarker kann uns bei einem Suchflug helfen, eine Person rascher zu finden und so Leben zu retten.“ Markus Reichenbach, Schweizerische Rettungsflugwacht Rega

„Bei der Suche nach Menschen mittels Hubschrauber gibt es trotz bekannter GPS-Koordinaten und vorhandener Telefonverbindung regelmäßig Situationen, in denen die Betroffen sehr schwer zu erkennen und ausfindig zu machen sind. Hierbei kann der AirMarker die Zeit für diese „Punktortung“ sicherlich stark reduzieren und somit die Suchzeit sehr verkürzen.“ Michael Bachlechner, Alpinpolizei Kärnten

„Airmarker repräsentiert einen bedeutenden Fortschritt in der Notfalllokalisierungstechnologie. Die Lösung wurde entwickelt, um Personen in Notsituationen effizienter zu lokalisieren und bei Such- und Rettungseinsätzen den Rettungsdiensten wertvolle Zeit zu verschaffen. Durch die schnelle und einfache Standorterkennungstechnologie ermöglicht Airmarker eine präzise Markierung des Standorts in entlegenen Gebieten. Dieses innovative Produkt ist darauf ausgerichtet, Leben zu retten, indem es die Reaktionszeit in Notfällen verkürzt und die Sicherheit der Menschen erhöht. Airmarker die erste Wahl für eine schnellere und zuverlässigere weit sichtbare Notfallortmarkierung.“ Friedrich Ölböck, NATO

Fazit

Wenn Du öfters allein oder aber auch als Verantwortlicher für Gruppen im Hochgebirge unterwegs bist, ist der R.One von AirMarker trotz des Gewichts ein sinnvoller Gegenstand in Deinem Rucksack. Für Touren in bewaldetem Gebiet eignet sich der AirMarker nur bedingt, obwohl er – würde er auch bei Wind zuverlässig über die Baumwipfel steigen – gerade hier für eine bessere Lokalisierung des Verunfallten sorgen könnte. Angesichts der Einschränkungen und des Preises von knapp 200 Euro geben wir eine bedingte Empfehlung für die oben genannte Zielgruppe.

Nach dem Gebrauch des R.One sollte dieser an den Hersteller zurückgeschickt werden. Für den Neukauf des Geräts gewährt der Hersteller 25 % Rabatt.

Wir empfehlen dem Hersteller, die aufgedruckte Bedienungsanleitung dahingehend zu überarbeiten, dass eine Fehlbedienung auch in Paniksituationen ausgeschlossen werden kann.

Preis: € 199

Webtipp: www.airmarker.swiss

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