Wohl eine der besten Felsqualitäten, die ich je geklettert bin. Eine Vielzahl verschiedener Routen aller Schwierigkeitsgrade und Absicherungsstile (die meisten davon mit Bolts gut abgesichert und auch eingerichtet zum eventuellen Abseilen) bei Bombenfels. Was will man mehr? Nachdem ich drei Kollegen motivieren konnte, diese Reise anzugehen, machte ich mich sofort an die recht einfache Logistik: Flug von Bergamo nach Marrakesch, von dort ca. sieben Stunden nach Zaouiat Ahansal und mit dem Maultier voller Gepäck ins Bergdorf Taghia. Mit kleinen Komplikationen: Eine Autotür des schon einige 100.000 Kilometer gefahrenen Caddy ließ sich nicht mehr schließen. Ein kurzer Anruf unseres Taxifahrers und schon kam mitten in der Stadt ein „Mechaniker“ mit einer Handvoll Werkzeug und reparierte sie im Handumdrehen.
Die Unterkunft ist spärlich, aber völlig ausreichend. Die Berber sind sehr sympathisch und vertrauenswürdig und das Essen, meistens Couscous mit Gemüse und Ziegen- oder Schafsfleisch, ist sehr lecker. Preislich ist es sowieso recht günstig oder sogar ein Schnäppchen. Der einzige große Minuspunkt ist, dass man in muslimischen Ländern wie Marokko keinen Alkohol, sprich Bier, ausgeschenkt oder zu kaufen bekommt.
Geklettert haben wir täglich. Die Zustiege sind relativ kurz, von 30 Minuten bis 1,5 Stunden, und die Abstiege sind Dolomitenstyle (ausgesetzt, oft etwas länger und mit Steinmännchen markiert). Es kommt schon mal vor, dass eine Seilschaft den Abstieg nicht auf Anhieb findet und die Nacht am Berg verbringen muss. Klettert man Grad obl 6c, gibt es eigentlich nur schöne Routen. Darunter auch einige sehr schöne Klassiker. 6a-Routen und einfacher sind ähnlich wie in Arco, also Staudentouren. Die bekannten Routen waren alle richtig geil. Wir hielten uns an den weltweiten Auswahlführer von Arnaud Petit „Nouvelles parois de légende“, in dem ca. zehn Routen beschrieben sind. Wenn man das Niveau von 7a obl und max 7b+ drauf hat, sollte man sich die Route „Les Rivières pourpres“ keinesfalls entgehen lassen. Für dieses Meisterwerk reiste sogar Alex Honnold an, um sie Free Solo zu klettern. Wahrscheinlich wurde sie auch deswegen zu einem der ganz großen Klassiker.
Für die meisten Routen reicht ein 60m-Einfachseil und eine Tagline zum Nachziehen des Houlbags sowie 12 bis 16 Expressschlingen und eine gute Haut auf den Fingern. Mit diesen lässt es sich auch durchwegs gut abseilen, wobei meistens zu Fuß abgestiegen wird.
Insgesamt war die Reise nach Taghia ein unvergessliches Abenteuer. Die atemberaubende Landschaft und die herausfordernden Kletterrouten machen es zu einem Muss für jeden begeisterten Kletterer.
Text und Bilder: Daniel Ladurner
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