Andrzej Bargiel (37) hat Geschichte geschrieben, indem er als erster Mensch überhaupt den Mount Everest (8.849 Meter) ohne zusätzlichen Sauerstoff bestiegen und eine vollständige*) Skiabfahrt zum Everest Base Camp absolviert hat.
Nach einem fast 16-stündigen Aufstieg vom Lager IV in der Todeszone oberhalb von 8.000 Metern schnallte er sich am 22. September auf dem Gipfel die Skier an und stieg über den Südsattel ab. Bei Einbruch der Dunkelheit erreichte er das Lager II, das eine sichere Navigation unmöglich machte, und ruhte sich über Nacht aus. Am nächsten Morgen nahm er seine Skitour wieder auf und durchquerte den tückischen Khumbu-Eisfall, bevor er sicher im Everest-Basislager ankam.
Bargiel, der bereits als einziger Athlet bekannt ist, der von den Gipfeln aller Karakorum-Achttausender - einschließlich der ersten und einzigen vollständigen Skiabfahrt vom K2 (2018) - ohne zusätzlichen Sauerstoff abfuhr, ist nun der erste in der Geschichte, der dieses Erbe auf den höchsten Berg der Welt ausdehnt.
Die wichtigsten Fakten
Sportler: Andrzej Bargiel (POL), 37 Jahre.
Berg: Mount Everest (8.849 Meter) - Der höchste Berg der Erde.
Standort: Zentraler Himalaya, an der Grenze zwischen Nepal und China.
Erstmalig: Everest-Besteigung und vollständige Skiabfahrt vom Gipfel zum Everest Base Camp, alles ohne zusätzlichen Sauerstoff.
Expedition: Everest Ski Challenge 2025.
Gesamtzeit: 4 Tage, 4 Stunden und 15 Minuten - Abflug vom Everest Base Camp um 04:30 Uhr Ortszeit am 19. September und Rückkehr um 08:45 Uhr am 23. September.
Unterstützendes Team: Tomasz Gaj (Expeditionsleiter), Patrycja Jonetzko (Ärztin), Piotr Sadowski (Physiotherapeut), Jan Gąsienica-Roj (Sicherheitsmanager), Dariusz Załuski (Sportwart, Kameramann), Maciej Sulima (Kameramann), Bartek Bargiel (Drohnenführer), Bartek Pawlikowski (Fotograf), Seven Summits Treks und das Team der Expeditions-Sherpas.
*) Anmerkung: 1996 gelang dem Südtiroler Hans Kammerlander die Abfahrt vom Gipfel über die Nordostflanke und den Nordsattel bis zum vorgeschobenen Basislager auf dem Östlichen Rongbuk-Gletscher. Allerdings musste er an einigen Stellen wegen Schneemangel die Ski abschnallen und abklettern.
Routenübersicht und Zeitleiste
Vom Everest-Basislager zum Lager IV: Am 19. September verließ Andrzej Bargiel das Everest-Basislager um 04:30 Uhr Ortszeit und folgte einem Akklimatisierungsprotokoll mit mehreren Auf- und Abstiegen zwischen den Lagern. Dieser schrittweise Wechsel zwischen den Lagern I, II und III ermöglichte es ihm, sich an die extreme Höhe zu gewöhnen, bevor er sich im Lager IV am Südsattel (7.900 Meter) niederließ, bereit für den letzten Gipfelsturm.
Gipfelsturm: Am 21. September verließ Bargiel Lager IV am Südsattel (~7.900 Meter) um 23:24 Uhr Ortszeit. Aufgrund von starkem Neuschneefall, der das Anlegen von Spuren erschwerte, dauerte der Aufstieg viel länger als erwartet. Insgesamt verbrachte er fast 16 Stunden in der Todeszone, bevor er am 22. September um 15:00 Uhr den Gipfel erreichte, ohne zusätzlichen Sauerstoff.
Skiabfahrt (Gipfel zum Lager II): Nachdem er den Gipfel um 15:17 Uhr Ortszeit erreicht hatte, verbrachte Bargiel nur wenige Minuten auf dem Gipfel, bevor er seine Skier anschnallte und die Abfahrt begann. Um 15:35 Uhr hatte er die berühmte Hillary-Stufe hinter sich gelassen und setzte seinen Weg zum Südgipfel fort. Um 15:45 Uhr sah man ihn am Grat entlang fahren, bevor er den Balkon und später den Südsattel erreichte. Um 17:20 Uhr war Bargiel unterhalb von Lager IV abgestiegen und fuhr links des Genfer Sporns auf dem Weg zu Lager II weiter. Er erreichte Lager II (~6.400 Meter) um 20:30 Uhr Ortszeit. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits dunkel, was eine sichere Navigation unmöglich machte.
Skiabstieg (Lager II zum Everest-Basislager): Am 23. September, gegen 07:00 Uhr Ortszeit, nahm Bargiel den Skiabstieg vom Lager II wieder auf und fuhr entlang der Schulter des Mount Everest ab. Um 07:50 Uhr hatte er Lager I hinter sich gelassen und fuhr weiter über die Hänge des Nuptse. Er durchquerte den tückischen Khumbu-Eisfall auf Skiern und navigierte durch ein Labyrinth aus sich verschiebendem Eis und tiefen Gletscherspalten - ohne Seile oder feste Leinen, teilweise geführt von einer Drohne, die sein Bruder Bartek geflogen hatte. Er erreichte das Ende des Eisfalls und die Schneegrenze im Everest-Basislager um 08:45 Uhr Ortszeit und beendete damit die allererste Skiabfahrt vom Mount Everest ohne zusätzlichen Sauerstoff.
"Es ist einer der wichtigsten Meilensteine in meiner sportlichen Karriere. Den Everest ohne Sauerstoff abzufahren war ein Traum, der seit Jahren in mir wuchs. Ich wusste, dass die schwierigen Bedingungen im Herbst und die Festlegung der Abfahrtslinie durch den Khumbu-Gletscher die größte Herausforderung sein würden, der ich mich jemals stellen könnte."
Quelle: Red Bull
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